Fahrt nach Cartigny 16.05. – 20.05.2012, 30 Jahre Partnerschaft Verlar – Cartigny
In diesem Jahr besteht die Partnerschaft zwischen Verlar und Cartigny 30 Jahre. Die diesjährige Fahrt der Partnerschaftsfreunde nach Cartigny stand ganz im Zeichen dieses Jubiläums.
Am Mittwoch vor Christi Himmelfahrt macht sich also ein ganzer Bus, 53 Personen um genau zu sein, auf in Richtung Normandie. Abfahrt, ist wie immer, um 5:00 Uhr morgens am Heidekrug. Es ist noch dunkel und ziemlich kalt.
Gegen 5:30 Uhr geht die Sonne auf. Wir fahren in einige Schauer, aber zum Frühstück ist es zum Glück trocken. Wir stoppen gegen 8:00 Uhr an der Raststätte Aachener Land. Es ist saukalt, noch kälter als am Morgen um fünf. Aber der Kaffee wärmt gut und die Brötchen, die in Windeseile geschmiert werden, gehen weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln.
Im Bus gibt es eine kleine Verlosung: Jeder zieht eine Karte, die Gewinner erhalten kleine Preise. Die Preise hat Willi Hansmeier besorgt. Am Ende hat jedes Paar eine Tasche gewonnen. Inhalt: Eine Flasche Wein, ein Bit-Set oder sonstige Kleinigkeiten.
Das Wetter wird zusehends besser. Die Sonne kommt durch und die blauen Bereiche am Himmel werden immer größer.
13:15-14:15: Mittagspause. Es gibt Schnitzel und Kartoffelsalat.
Nach der Mittagspause verteilt Willi Hansmeier im Bus ein Geschenk an alle Teilnehmer der Fahrt: Ein Emblem aus Alu auf Messing mit den Wappen von Verlar und Cartigny, ca. 13 X 13 cm an einer Kordel aufgehängt und mit einer Schleife in den deutschen und französischen Farben geschmückt.
Gegen 16:00 Uhr erreichen wir den „Pont de Normandy“, die große Brücke, die bei Le Havre über die Seine führt. Wir machen keinen Halt in Le Havre, sondern halten in Honfleur, direkt hinter der Brücke.
Honfleur ist ein zauberhafter Küstenort mit einer Bilderbuchkulisse um einen historischen Hafen. Malerisch reihen sich bunte Fischerboote und schicke Yachten am Kai vor historischen Fachwerkhäusern. Sehenswert ist auch die Fachwerkkirche, die komplett aus Holz irgendwie an ein umgedrehtes Schiff erinnert. Kein Wunder, da das Gebäude von Seeleuten errichtet wurde.
Um 18:00 Uhr geht es weiter zur letzten Etappe. Trotz des beinahe obligatorischen Staus vor Caen kommen wir fast plangemäß um 20:20 Uhr in Cartigny an. Dort erwartet uns ein sehr herzlicher Empfang mit großer Wiedersehensfreude, Umarmungen und den Begrüßungsküsschen auf die Wangen.
Dann geht es in den „Salle Communal Stefan Hesse“, der Gemeindesaal Cartignys, der zu Ehren Stefan Hesses, der Gründer der Partnerschaft auf Verlarer Seite, seinen Namen trägt. Hier wird ein „vin d’honeur“, also ein Gläschen Wein gereicht.
Der kleine Saal platzt bei der Menge der Besucher aus allen Nähten. Aber voll ist ja gemütlich und die Stimmung ist gut. Dann geht es in die Familien. Hier wird das Wiedersehen oft noch bis späht in die Nacht gefeiert.
Der Donnerstag beginnt mit einer Messe in Cartigny um 10:30. Die Messe wird zweisprachig gehalten von einen französischen Pfarrer, der sehr lange in Deutschland gelebt hat. Danach gibt es eine Kranzniederlegung am Ehrenmahl vor der Kirche. Der Verlarer Ortsvorsteher Theo Flottmeier sowie die Bürgermeisterin von Cartigny Nelly Suret halten ergreifende Reden, die den besonderen Wert einer Partnerschaft wie dieser für den Frieden in Europa und der Welt unterstreichen. Danach lädt die Gemeinde Cartigny zu einem Ehrenwein mit kleinen Häppchen in den Gemeindesaal, Salle Communale Stefan Hesse. Aus Anlass des dreißigjährigen Bestehens der Partnerschaft können sich alle Teilnehmer in das goldene Buch der Gemeinde eintragen.
Um 13:00 Uhr fahren alle nach Les Oubeaux. Im großen Saal wird ausgiebig zu Mittag gegessen.
Nach dem Mittagessen überbringt Theo Flottmeier die Glückwünsche der Stadt Salzkotten zum 30 jährigem Bestehen der Partnerschaft. Als Geschenk bringt er für jede Gastgeberfamilie einen kleinen Beutel mit Salz aus Salzkotten. Es handelt sich um Salz, das bei einer Aktion am 1. April aus dem Salzwasser der Stadt gesiedet wurde.
Um 16:30 Uhr beginnt das Bouletournier. Der Neuling Christoph Löseke schlägt sich mit seiner französischen Mitspielerin Danielle Quèguiner wacker und scheidet erst im Halbfinale aus. Willi Schmitz und Thiery Splingart liefern sich ein packendes Finale. Der Lokalmatador geht in Führung, doch der Deutsche kann kontern und zwischenzeitlich sogar die Führung übernehmen. Zum Schluss muss er sich jedoch dem turniererfahren Franzosen mit 10:6 geschlagen geben.
Zum Abend gegen 20:30 Uhr gibt es Sekt und reichlich Häppchen aller Art.
Als Höhepunkt des Abends tritt um 21:30 Uhr ein Chor auf und präsentiert ein fast einstündiges Konzert mit bekannten französischen Liedern, einigen deutschen Liedern und sogar Titeln der Beatles. Er hat sich wirklich sehr bemüht den Funken überspringen zu lassen. Jean Pierre Horel, Vorsitzender des Partnerschaftskommitees in Cartigny und Karl-Heinz Berensmeier, Vorsitzender in Verlar, halten Reden über die Partnerschaft insbesondere deren Geschichte, die nun schon stolze 30 Jahre währt.
In diesem Zuge erfolgt auch die Übergabe des Gastgeschenkes: Eine Europakarte auf Plexiglas die von hinten beleuchtet ist. Die Flächen Deutschlands und Frankreichs, NRWs und der Normandy sowie des Regierungsbezirks Detmolds und des Départements Calvados sind gegen die jeweils darunterlegende Fläche um ca. Einen Zentimeter erhoben. Verlar und Cartigny sind nochmals extra gekennzeichnet. Am linken Rand finden sich die Fahnen der genannten Länder und Gebiete und am oberen Rand sind Fotos aus Verlar und Cartigny aufgereiht.
Am späten Abend gegen 23:00 Uhr gibt es noch leckeren Kuchen. Die Feier geht noch bis spät in die Nacht.
Freitag, das Wetter ist eher mäßig: bedeckt und kühl. Gegen 10:00 Uhr ist Abfahrt des Busses zur Küste nach Arromanches. Hier regnet es ein wenig. 45 Minuten Spaziergang zum „Hafen“. Die Engländer haben hier bei der Invasion einen künstlichen Hafen für den Nachschub angelegt. Man sieht heute noch die lange Reihe der Betonklötze, die für den Hafen versenkt wurden. Baubeginn des Hafens war der 7.6.1944, also so nur einen Tag nach der Invasion und nach gerade mal drei Tagen konnten die ersten Schiffe entladen werden. Für den Hafen wurden riesige Betonelemente, sowie alte Schiffen in einer langen Reihe ca. zwei Kilometer vor der Küste versenkt. Diese bildeten den künstlichen Hafen, der so vor den Wellen des Meeres geschützt war. Innerhalb des Hafens gab es schwimmende Pontons, an denen die Schiffen anlegten, sowie drei schwimmende Pontonbrücken, so dass ein Entladen der Schiffe unabhängig vom Stand der Tide erfolgen konnte. An dieser Stelle gibt es einen Tidenhub von immerhin acht Metern. Einen zweiten Hafen gleicher Bauart hatten die Amerikaner bei Ohama Beach errichte. Dieser wurde jedoch noch im Juni 1944 durch einen Sturm vernichtet. Direkt am Hafen in Arromanches gibt es das Musée du Débarquement, leider reicht die Zeit für einen Besuch nicht.
Gegen 12:00 Uhr geht es zum Mittagessen nach Ouistreham, wo wir um 13:00 Uhr eintreffen. Das Mittagessen ist wie immer üppig und langwierig. Nach einem Aperitif gibt es Salat mit Bratkartoffeln, dann Rippe (sehr dick und etwas fettig) und Tarte Tartin als Dessert.
Nach dem Essen geht’s nach Caen zum „Colline aux Oiseaux“, wörtlich übersetzt der Vogelberg, wo wir um 16:00 Uhr eintreffen. Dies ist die ehemalige Mülldeponie von Caen. Sie wurde in den 80igern zum Naherholungspark umgebaut. Von der Spitze des Berges gibt es ein Panorama mit Blick über den Park und die Stadt Caen. Es gibt einen Park mit Tieren der Normandy mit Esel, Kuh, Schaf, Pfau uvm. Der Höhepunkt des Colline aux Oiseaux ist wohl der Rosengarten, ein riesiges Rondel mit Tausenden von Rosen um eine Fontäne gruppiert. Leider sind die meisten Rosen noch nicht aufgeblüht. In vier Wochen muss sich hier ein spektakuläres Schauspiel bieten, aber auch jetzt ist der Eindruck beeindruckend.
Nach Ankunft Cartigny gegen 18:15 Uhr geht es in die Familien.
Der Samstag steht zur freien Verfügung. Der Tag wird für diverse Aktivitäten benutzt. Besuche in Bayeux, einigen der historischen Stätten der Alliierten Invasion oder einfach ein Ausflug in die herrliche Landschaft der Normandie.
Am Samstag Abend findet der gemeinsame Dorfabend in Les Oubeaux statt. Hier treffen sich die Teilnehmer der Partnerschaft, die gastgebenden Familien, aber auch Freunde und Bekannte zu einem großen Festakt. Nach einem ausgiebigen Essen gibt es Musik und Tanz. Die ausgelassene Feier geht bis in die frühen Morgenstunden.
Sonntag, es regnet. Der Himmel über der Normandie scheint zum Abschied zu weinen. Der Abschied fällt schwer doch nach vielen Umarmungen und Küsschen verlassen wir gegen 9:20 Uhr Cartigny. Die Tage in der Normandie waren wie jedesmal viel zu schnell vorbei. Aber wir freuen uns schon jetzt auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr in Verlar.